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8. TONKÜNSTLERFEST 1999
 



 

Tonkünstlertreffen in Magdeburg
Mit zahlreichen Uraufführungen

Das 8. Tonkünstlerfest im Land Sachsen-Anhalt würdigte Ende November 1999 zugleich den 150. Jahrestag des 1849 gegründeten "Tonkünstlervereins zu Magdeburg". Der Tonkünstlerverband Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. mit der Vorsitzenden Dr. Sigrid Hansen hat seit seiner Gründung 1991 seine Heimstatt im Institut für Musik. Lehrende des Instituts sind auch aktive Mitglieder des Verbandes. In diesem Jahr ist erfreulicher Weise zu berichten, daß fast alle diese Mitglieder aus dem Musik-Institut gleichzeitig Mitwirkende beim 8. Tonkünstlerfest waren. Dies gab Komponisten und Interpreten des Landes ein Podium und erfreute sich erstaunlicher Resonanz.
Die Schirmherrschaft hatte der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Gerd Harms, übernommen. Er eröffnete persönlich das Fest mit einem Grußwort.
Bereits am ersten Abend erklangen zwei Uraufführungen &endash; zum einen Alexander Trinkos Komposition "An Ennio Morricone" und Peter Petkows Streichquartett Nr. 3. Außerdem wurden Streichquartette von Axel Gerhardt (Halle) und Toshiyuki Bamba (Berlin) aufgeführt. Die Mitglieder des Philharmonischen Streichquartetts Magdeburg gestalteten überzeugend und musikantisch alle Kompositionen.

Junge Komponisten

Seit sechs Jahren hat auch der Jugend-Kompositions-Wettbewerb einen festen Platz im Rahmen des Tonkünstlerfestes. Gibt er doch Jugendlichen bis 22 Jahre die Möglichkeit, ihre Leistungen zu vergleichen und die Kompositionen aufzuführen. Die Beteiligung war, im Gegensatz zu Vorjahren, diesmal recht erfreulich, was gewiß der guten Zusammenarbeit mit der Komponistenklasse der Telemann-Musikschule Magdeburg zu danken ist. Im Rahmen einer Matinee im Rathaussaal wurden Preise an vier junge Künstler vergeben.
Den Wettbewerb führt der Tonkünstlerverband in Zusammenarbeit mit dem k.o.m. bühnen- und musikverlag München durch. Dessen Gründer und Chef, der Münchner Komponist Klaus Obermayer, verlieh die Preise. Gefordert war in diesem Jahr eine Komposition für Klavier, die die Zeit von maximal fünf Minuten nicht überschreiten sollte. Witzig und geistreich löste Janet Jasper, derzeit Studentin für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Musik und Deutsch an der Universität, diese Aufgabe. 18 Zentimeter, ein Klavierstück für vier Hände in 140 Takten heißt das mit dem 1. Preis bedachte muntere Stück, indem sie mit unkonventionellen Mitteln zur Klangerzeugung arbeitet. Außer einem Geldpreis kann sich die junge Komponistin ganz besonders über die Drucklegung und Veröffentlichung ihres Stückes durch den k.o.m. Musikverlag freuen. Zwei zweite Preise gingen an Isuf Rexha und Jegor Poljakow. Den dritten Preis erhielt Johannes Groß für sein Stück Ostinato. Nach den mit Preisen gewürdigten Werken hatten noch eine Reihe junger Interpreten und Komponisten Gelegenheit, sich im Konzert vorzustellen. Besonders beeindruckend war der Vortrag Dunkle Nacht, vier Charakterbilder für Klavier von und mit dem 10jährigen Maxim Bökelmann.
Im Kammerkonzert profilierten sich die erwachsenen Komponisten und Interpreten. Erwähnenswert hier drei Uraufführungen: Markus Krutzfeld und Holger Szukalski komponierten jeweils für Gitarrenduo und trugen die Stücke gemeinsam vor. Und auch Axel Gebhardt brachte seine Sage für Klavier selbst zur Uraufführung.

Der Gründung gedacht

Den Höhepunkt des Tonkünstlerfestes bildete die Festveranstaltung, die in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Telemannpflege und -forschung Magdeburg und dem Verein Magdeburger Orgelfreunde e.V. realisiert wurde. Sie erinnerte u.a. mit einem Vortrag von Brit Reipsch an das 150jährige Bestehen "Tonkünstlervereins zu Magdeburg". Die Präsidentin des DTKV Bundesverbandes, Prof. Dr. Inka Stampfl (München), hielt ein Grußwort. Musikalisch wurde des Mitbegründers des Tonkünstlervereins, Christian Friedrich Ehrlich (1808-1887), gedacht. Von ihm erklangen Klavier- und Orgelwerke sowie Vokalkompositionen. Im Zusammenhang mit dem von Ehrlich gegründeten Tonkünstlerverein wird auch der damalige Magdeburger Domorganist August Gottfried Ritter (1811-1885) erwähnt. Sein Wirken wurde im Festkonzert mit der Aufführung von zwei seiner Orgelwerke gewürdigt. Außerdem gab es wieder zwei Uraufführungen, diesmal für Orgel von Dieter Nathow und Peter Petkow. Dank des einfühlsamen und souveränen Musizierens aller Beteiligten, Stefan Nusser an der Orgel, Gerlinde Hoppe und Ute Köhler am Klavier, und dem Vocalconsort labia vocalia wurde das Festkonzert zu einem wirklichen Höhepunkt des Festwochenendes.
Den Abschluß bildete ein Sonderkonzert mit dem MODERN ART SEXTET Berlin, das von der Stiftung Kulturfonds gefördert wurde. Im MODERN ART SEXTET vereinigen sich sechs profilierte Berliner Musiker zu einem festen Kammermusikensemble, dessen Ziel die Darbietung der zeitgenössischen Kammermusik auf höchstem Niveau ist. In diesem Konzert wurden fünf zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten vorgestellt, das Wort "zeitgenössisch" sehr ernst genommen - kein Werk ist älter als drei Jahre, alle Komponistinnen und Komponisten sind diesseits der fünfzig. Die Musizierfreude war den Künstlern anzumerken und riß auch das Publikum, trotz zum Teil sicher gewöhnungsbedürftiger Klänge, mit.
Kerstin Hansen