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Molière
Don Juan oder Der steinerne Gast

»Ich kenne im Begehren keine Grenzen; mein Herz wird sich noch um den ganzen Erdball lieben …«,
erklärt Don Juan seinem Diener Sganarelle. Don Juans Gottheit ist die Schönheit. Er glaubt weder an den Himmel noch an die Hölle, nur daran, dass Zwei und Zwei Vier sind. Und so nimmt er sich auf Erden alles heraus. Wie ein Süchtiger wirft er sich von Eroberung zu Eroberung und schreckt vor keiner Übertretung zurück. Doña Elvira hat er gar aus dem Kloster entführt und geheiratet, wie er jede heiratet, wenn es ihn nur ans Ziel führt – Genuss ohne Schranken, ohne Reue. Doch schon bald zieht es ihn wieder herab, diesmal zu Charlotte, der Fischverkäuferin, die mit dem einfachen Pierrot verlobt ist. Denn das Liebesglück, das andere erfüllt, ist ihm unerträglich, dagegen muss er etwas unternehmen. Kaum ist Charlotte ihm verfallen, kommt Mathurine des Weges – und die Nächste ist immer die Verführerischste! Kurzerhand verspricht er beiden die Ehe und sichert sich so alle Optionen. Sein Diener Sganarelle betrachtet das Treiben Don Juans fasziniert und fassungslos zugleich. Er ringt um Worte, er mahnt, er fragt nach Anstand und Moral – und hilft am Ende doch, die amourösen Abenteuer seines Herrn in die Tat umzusetzen. Weder die drohende Rache von Doña Elviras Brüdern noch die Verwünschungen des Vaters, der ihn verstoßen will, falls er sein Leben nicht ändert, oder die Bitten Doña Elviras selbst können Don Juan belehren.
Als Don Juan auf einem Friedhof der Statue des Komturs ansichtig wird, den er einst im Duell tötete, wagt er dreist das Äußerste: er stört die Totenruhe. Er spricht die Statue an und lädt sie zum Abendessen ein. Tatsächlich erscheint »der steinerne Gast« zur Nacht bei ihm und bietet Don Juan die letzte Möglichkeit zur Umkehr …

Don Juan lebt nur in der Gegenwart und versucht, sein Leben als permanente Reihung erfüllter Augenblicke einzurichten. Die Vergangenheit ist nur verblasster Genuss, die Zukunft Jagdgebiet. Einzig nach Lustgewinn zu streben aber ist ein tückischer Lebensmotor, der allzu bald auch einem Freigeist die Kraft fürs Freisein ausgehen lässt. Molière hat in seiner Komödie die tradierte Figur des Don Juan zu einem schillernden, ideologisch uneindeutigen Charakter verdichtet, der sich, das Ende der Spaßgesellschaft vor Augen, verausgabt, bis der Himmel zu ihm spricht. Der Schoß der Erde öffnet sich und zieht Don Juan in seine morastigen Tiefen.

Regie Tobias Wellemeyer Bühne Iris Kraft Kostüme Sabine Pommerening Premiere 11. 10. 2008 Spielort schauspielhaus



Dea Loher
Das letzte Feuer

Ein Kind wird von einem Auto überfahren, ein Loch in die Welt gerissen – und das Leben aller Menschen im Umkreis dieses unvernünftigen und gleichwohl unwiderruflichen Schicksals-moments wendet sich mit einem Schlag: die Eltern, die Beteiligten, die Zeugen – alle müssen das Geschehen begreifen, akzeptieren und ihre Rolle darin bestimmen, in der Konfrontation mit sich selbst und mit den Nächsten. Die Figuren, jede in ihrer ganz eigenen Lebenssituation, erleiden Qualen – seelische, emotionale, aber auch ganz körperliche, archaisch-kreatürliche Schmerzen. Sie brennen gleichsam im Feuer einer Katharsis, eines irdischen Purgatoriums, in einem »letzten Feuer« – bevor auf Erlösung zu hoffen ist, bevor ein jeder neu beginnen kann.
Dea Lohers neues Stück erzählt in einer klaren, leuchtenden Sprache bestürzende Passions-geschichten aus der Mitte unserer Gegenwart. – Wieviel Zufall ist in Gott, wieviel Gott ist im Zufall? Das Stück ist eine Anrufung, eine Zusammenschau von Schmerzensbildern, ein Mosaik aus Schuld und Sühne, Leid und Hoffnung, Körper und Seele, Liebe und Tod, Freiheit und Schicksal – aus gelebtem Leben. Am Ende heißt es, ein- und zweideutig: »Keiner von uns lebt mehr hier«. Und auch: »Ich mach es wie die Vögel im Herbst / Warte auf den richtigen Wind und / Schwing mich und / Fliege davon.«

Dea Loher ist eine der wesentlichen Stimmen der Gegenwartsdramatik deutscher Sprache. Sie schreibt dichte menschliche Erfahrungsgeschichten, in denen sie poetisch Partei ergreift für die Sprachlosen, die Anderen, die Wahnwitzigen, die Leidenden und die leidenschaftlich Lebenden, die Glückssucher und die Unglücklichen. Für ihre Theaterstücke erhielt sie zahlreiche Ehrungen und Preise. Am Schauspiel Magdeburg waren bereits »Tätowierung« (2003/2004) und »Unschuld« (2004/2005) von Dea Loher zu sehen. »Das letzte Feuer« wurde in der Uraufführung von Andreas Kriegenburg 2008 mit dem Preis des renommiertesten deutschsprachigen Stückefestivals, der Mülheimer Theatertage, ausgezeichnet – es war bereits die sechste Einladung eines neuen Stückes der Autorin nach Mülheim.

Regie Tobias Wellemeyer Bühne Alexander Wolf Kostüme Ines Burisch Musik N. N. Premiere 18. 10. 2008 Spielort schauspielhaus



Michael Lewis MacLennan
Life After God Deutschsprachige Erstaufführung
Nach den Erzählungen von Douglas Coupland
Deutsch von Ute Scharfenberg

Mit diesem Stück hat der kanadische Dramatiker Michael Lewis MacLennan die Erzählungen seines Landsmanns Douglas Coupland mit großem Gespür für dessen Sensibilität und Humor zu Szenen verdichtet und wirkungsvoll auf die Bühne gebracht. »Life After God« erzählt von sechs Freunden aus der Metropole Vancouver. Sie alle sind jetzt Mitte Dreißig – Zeit für ein Klassentreffen! Sie nehmen Kontakt auf und reflektieren zugleich ihr bisheriges Leben: Das sie in die Kleinfamilie geführt hat oder als Ökoaktivist in den Wald, in den fundamentalistischen Glauben oder in die »splendid isolation« eines Single-Daseins. Jetzt, nach fünfzehn Jahren Leben, können sie zum ersten Mal zurückblicken auf die Träume, mit denen sie gestartet, und die Wege, die sie gegangen sind. Sie halten ihre Erinnerungen gegen ihre Gegenwart und ziehen ein vorläufiges Resümee. Sechs Lebensentwürfe begegnen einander, sechs Wirklichkeiten, sechs sehnsuchtsvolle Versuche, wahrhaftig zu sein. Was alle sechs Protagonisten dabei umtreibt, ist die Frage nach dem Sinn: Ist ein Leben »nach Gott«, nach dem hochfliegenden Diktum der Moderne, Gott sei »tot«, lebbar? Welchen Wert hat es, dieses unser Leben? Welche Bedeutung können wir unseren individuellen Biografien beimessen ohne Glauben an eine Instanz außer uns, etwas allgemein Gültiges, an dem wir unser Sein und unser Tun ausrichten und überprüfen können? Ganz unterschiedlich gehen die sechs Freunde mit dieser Frage um. Am Ende jedoch, als alle zum Treffen zusammenkommen, fehlt einer. Er stellt sich vielleicht am radikalsten von allen der Wahrheit seines Lebens …

Michael Lewis MacLennan lebt als Dramatiker, Drehbuchautor und TV-Produzent zwischen Toronto, Vancouver und Los Angeles. Seine Stücke wurden vielfach preisgekrönt und international aufgeführt. »Life After God: The Play« erlebte 2006 seine Uraufführung in Vancouver.
Douglas Coupland wurde 1991 mit seinem Episodenroman »Generation X – Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur« weltbekannt. Der Begriff »Generation X« bezeichnet seither als politisches Schlagwort die in den 1960er und 1970er Jahren geborene Generation. Erstmalig muß diese Generation ohne Kriegseinwirkung mit weniger Wohlstand und weniger ökonomischer Sicherheit auskommen als die Elterngeneration, zugleich aber muß sie für deren ökonomische und ökologische Sünden büßen. Coupland prägte in seinem Bestseller auch die Begriffe »McJob«, und, in Anlehnung an »Mid-Life-Crisis«, »Mid-Twenties-Breakdown«: »Eine Periode geistigen Kollapses im Alter zwischen Zwanzig und Dreißig, oftmals ausgelöst durch die Unfähigkeit, außerhalb der Uni oder einer durchstrukturierten Umgebung zu funktionieren, gekoppelt an die Erkenntnis des wesentlichen Alleinseins in der Welt«. Couplands »Life After God« erschien 1994.

Regie und Bühne Lukas Langhoff Kostüme Sven Nahrstedt Premiere 19. 10. 2008 Spielort schauspielhaus/studio



Weihnachtsmärchen 2008 schauspiel im opernhaus
Wilhelm Hauff/Marco Süss
Zwerg Nase

Jeden Tag hilft der Junge Jakob seinen Eltern auf dem bunten Markt – der Mutter an ihrem Gemüsestand und dem Vater an der Schusterbank. Oft trägt der aufgeweckte Jakob den Frauen auch ihre schweren Einkäufe nach Hause. Eines Tages erscheint ein hässliches altes Weiblein am Marktstand der Mutter. Mit ihren dürren Fingern betastet sie die Ware, gibt mürrische Antworten und hat an allem etwas auszusetzen. Jakob ist empört, und er beschimpft die Alte. Dennoch heißt ihn die Mutter, dem Weiblein ihre sechs Kohlköpfe nach Hause zu tragen. Weit und immer weiter geht es durch die Stadt und durch verwinkelte Straßen, und als Jakob den schweren Korb endlich im Haus der Alten absetzen kann, ist er so müde, dass er auf der Stelle einschläft. Er erwacht als Gefangener der Alten und muss fortan Dienst bei ihr tun – aber sie weiht ihn dafür in die Kunst des Kochens und Backens, in die Geheimnisse der Kräuter und Gewürze ein. Als er schließlich gehen darf, ist aus ihm ein vorzüglicher Koch geworden. Doch als er bei Mutter und Vater auf dem Markt ankommt, erkennen sie ihn nicht mehr. Mit Erschrecken hört er, dass er nicht weniger als sieben Jahre fort war! Und noch schlimmer: er hat sich in einen grässlichen Zwerg mit einer riesigen Nase verwandelt! Verspottet und verstoßen muss er sein Leben in die eigenen Hände nehmen. Wer ihm dabei hilft, und ob es ihm gelingt, sich aus dem hässlichen »Zwerg Nase« wieder in Jakob zu verwandeln – davon erzählt dieses Märchen.

Für Kinder ab 6 Jahren.

Regie Andreas Rehschuh Bühne Nicolaus-Johannes Heyse Kostüme Grit Walther Musik Gundolf Nandico Premiere 30. 11. 2008 Spielort opernhaus



William Shakespeare
Romeo und Julia

Leidenschaftliche Liebe, leidenschaftlicher Hass – überall in Verona brechen starke Gefühle auf, als mit Romeo und Julia ausgerechnet zwei Kinder der seit Generationen tödlich verfeindeten Familien Capulet und Montague sich unsterblich ineinander verlieben. Ein Fest, ein Blick, ein Kuss: ein kurzer Augenblick genügt, um Hass und Intrigen vergessen zu machen, und die Zeit scheint für einen Moment innezuhalten. Doch dem Treueschwur der Liebenden folgt wenig später der offene Kampf auf der Straße, in den auch Romeo verwickelt wird. Um seinen auf den Tod verwundeten Freund Mercutio zu rächen, wird er zum Mörder von Tybalt, dem Cousin der Julia. Romeo wird aus der Stadt verbannt; Julia soll auf Wunsch ihrer Eltern den Bürgersohn Paris heiraten. Doch bedingungslos und über alle Hindernisse hinweg verfolgen die beiden ihre Liebe. Heimlich heiraten sie und verbringen ihre erste Nacht in Julias Bett. Was wie eine Liebeskomödie voller derber Witze begann, nimmt unbeirrbar seinen Lauf in die Stille einer verzweifelten, dunklen Tragödie, wenn sich Veronas Welt am Glück ihrer Kinder rächt. Die Liebe bleibt für alle Ewigkeit ein großes Versprechen. Annette Pullen erzählt die Liebesgeschichte der Weltliteratur: die Geschichte einer bedingungslosen Liebe, die nicht gelebt werden darf, weil die Welt sie nicht erträgt.

Regie Annette Pullen Bühne und Kostüme Iris Kraft Premiere 13. 12. 2008 Spielort schauspielhaus



Dennis Kelly
Liebe und Geld Deutsche Erstaufführung

David liebt seine Frau Jess, und Jess liebt David, mehr als Worte sagen können. Und doch liegt Jess eines Tages mit einer Überdosis Tabletten im Blut hilflos in der Wohnung, und doch holt David Wodka und flößt ihn ihr ein und läßt sie sterben. Mit ihr sterben 70.000 Pfund Schulden. Was war da für eine Leere in ihr, die er hätte füllen sollen?
Ist es nicht faszinierend, daß wir alle aus einem uralten, überschweren toten Stern bestehen? Wir sind alle ein Teil voneinander. Aber was tun wir damit? Genügt es, ein normaler Mensch zu sein? Was ist unsere Verantwortung? Was ist unsere Aufgabe im Leben? Unsere Aufgabe ist es, Gewinn für unsere Firma und ihre Aktionäre zu erwirtschaften. Die schreckliche Angst, jeden Tag, bei der Arbeit oder sonstwo, durch Blut zu waten – das Blut derer, die nicht so hart gearbeitet haben, die nicht vorangekommen sind, die mühselig und beladen sind. Kann man glauben an Geld? Sind Mengen und Beträge und Sparen wirklich? Vielleicht ist das einzig Wirkliche, was du mit einem anderen menschlichen Wesen gemacht hast? … Vielleicht ist der ganze Planet voller Menschen mit Fragen?
Ein ergreifendes Stück über die Liebe und den Sinn des Lebens in einer neuen Welt der entfesselten Ökonomie.

Der 1970 geborene Dennis Kelly studierte Drama und Theater am Londoner Goldsmiths College und wurde durch die Inszenierung seines Stücks »Schutt« im März 2003 am Wiener Burgtheater auch in Deutschland bekannt. Seine Figuren sind Menschen unserer Zeit; getrieben von der Sehnsucht nach Nähe, Zugehörigkeit und Anerkennung begeben sie sich in die Strudel einer zynischen Welt. Sie kämpfen, resignieren und gehen unter – aber sie versuchen, trotz allem standzuhalten.

Regie Markus Dietz Bühne und Kostüme Ines Nadler Premiere 14. 12. 2008 Spielort schauspielhaus/studio



Denys Arcand
Der Untergang des amerikanischen Imperiums
Deutschsprachige Erstaufführung
Deutsch von Almuth Voß

Je mehr über die Liebe geredet wird, desto mehr ist sie bereits verschwunden – oder durch Sex ersetzt: Vier Männer, vier Frauen, fast alle mittleren Alters, aus dem Milieu der örtlichen Universität, planen ein gemeinsames Wochenende auf dem Land. Intellektuell, abgeklärt und geistreich tauschen sie in den Stunden vor ihrem Zusammentreffen Anekdoten über sexuelle Eskapaden und erotische Abenteuer aus. Die Männer stehen hinter dem Herd, während die Frauen ihre Muskeln trainieren – der Geschlechterkampf bleibt unter sich, und man amüsiert sich prächtig auf Kosten der anderen. Doch als beim gemeinsamen Abendessen plötzlich Dianes ungehobelter Liebhaber Mario auftaucht, schleicht sich ein Misston in die Gespräche. Endgültig zerbricht der Anschein amouröser Leichtigkeit, als Dominique der Runde eröffnet, dass sie mit zwei der anwesenden Männer geschlafen hat – ein schwerer Schlag für Louise, die seit Jahren mit einem der beiden glücklich verheiratet ist … Die Jungen fallen auf die Alten herein und halten es für Liebe, die Alten machen sich das Leben gegenseitig schwer und stehen trotzdem auf der Sonnenseite des Lebens: C’est la vie!

These: Nie befassten sich die Römer der Antike so exzessiv mit ihrem Privat-, Sex- und Liebesleben wie unmittelbar vor dem Untergang des Imperiums. Was sagt das über den Zustand unserer heutigen erotikbesessenen Gesellschaft? – Der kanadische Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent Denys Arcand schaffte 1986 mit seinem Film »Der Untergang des amerikanischen Imperiums« den internationalen Durchbruch. Es folgten zahlreiche gefeierte Filme wie »Jesus von Montreal« und »Die Invasion der Barbaren«, der 2004 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Immer wieder gelingt es Arcand, uns mit Raffinesse und viel bösem Witz unsere Gesellschaftsspiele aus Betrug und Selbstbetrug vor Augen zu führen.

Regie Peter Kube Bühne Jens Büttner Kostüme Ute Noack Premiere 7. 02. 2009 Spielort schauspielhaus



Fritz Kater
Sterne über Mansfeld

Das Mansfelder Land ist unsicherer Grund. Unzählige Stollen aus Jahrhunderten Kupferbergbau durchqueren den Boden. Die Stollen sind still gelegt, die Arbeit ruht – schon lange. »aber ist es nicht so dass jede übergangszeit anstrengend ist und dennoch neues bringt und uns zeigt wie reich das leben ist«, das sind die Worte des neuen Pastors aus dem Westen. Er ist in die einstige Hochburg der Protestanten gekommen, um die gottverlassene Gemeinde neu zu missionieren. Trost spenden seine Worte nicht. Die Menschen hier lassen sich nicht so einfach und halbherzig bekehren. Benjamin, der Rentner im Rollstuhl, hält trotzig an seiner DDR-Vergangenheit und seinem überdimensionalen Stalinbild fest. Betty, die Altenpflegerin, ist bemüht, ihrem Mann Tomas den Pragmatismus der Neuen Zeit beizubringen. Tomas erstickt in Schulden und plant, eine Go-Kart-Bahn mit Motocross zu eröffnen, aber eigentlich träumt er davon, wieder Rockmusiker sein, wie vor der Wende. Seine Tochter Janica sehnt sich danach, weit weg, in einer Metropole, Kunst zu studieren. Ihrem Onkel Christian will sie vorher noch zu einer Frau verhelfen; bislang tröstet sich der Polizist durch Muskelaufbau über die fehlende Liebe hinweg und sammelt das Licht der Sterne über Mansfeld. Isabell, die Frau auf der Suche nach Liebe, begegnet dem Pastor und stirbt. Der Pastor verschwindet. Er hinterlässt eine Welt in Einsturzgefahr.

Fritz Katers Stück erzählt liebevoll und unsentimental von Menschen, die in ihrer Heimat ortlos geworden, denen Vergangenheit und Utopie abhanden gekommen sind – die vor der großen Aufgabe stehen, sich neu zu orientieren. Fritz Kater erhielt für seine Stücke zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis 2008 und den Dramatikerpreis 2003 der jährlich stattfindenden Mülheimer Theatertage, zu denen bislang fünf seiner Stücke eingeladen wurden. 2003 wurde er bei der Kritikerumfrage von »Theater heute« zum »Autor des Jahres« gewählt.

Regie Sascha Hawemann Bühne Alexander Wolf Kostüme Lina-Antje Gühne Premiere 8. 02. 2009 Spielort schauspielhaus/studio



Brian Drader
S*it or To Be Frank [OT] Deutschprachige Erstaufführung
Deutsch von Ute Scharfenberg

Frank ist ein bißchen durcheinander – kein Wunder, denn er ist vieles zugleich: ein Reisender zwischen Kindheit und Erwachsensein, der Sohn einer Patchworkfamilie, ein Schüler im Streß … vor allem aber ist er verliebt in seine Kindheitsfreundin: Emma. Emma ist intelligent, taff, selbstbewußt und als Vorsitzende des Schülerrats auch Redakteurin der Schülerzeitung. Um ihr nah zu sein, hilft Frank ihr als Redaktionsassistent. Dabei macht er einen verhängnisvollen Fehler und setzt eine ganze Kette von prekären Verwicklungen in Gang. An ihrem Ende droht Emma ein Verweis von der Schule. Frank muß sich ins Zeug legen, er muß klug und erwachsen handeln, um seine Freundin zu retten. Und das, wo er sich die ganze Zeit so durch den Wind fühlt, daß er an sich selbst schier verzweifeln könnte …
Ein Stück über die erste Liebe, die beängstigenden und komischen Wirren des Heranwachsens – aber auch über die ganz großen Fragen des Zusammenlebens, wie Integrität, Mut und persönliche Verantwortung, und über die Einübung von kritischem und ehrlichem Verhalten im Diskurs einer sozialen Gemeinschaft. Das Stück überzeugt nicht nur durch ein aus dem Leben gegriffenes Thema und ein gelungenes Happy-End, sondern auch durch eine warmherzige, genaue Beschreibung der Figuren und ihrer Träume und Nöte, treffende Dialoge und einen leichtgestimmten, humorvollen Ton.

»Schreib. Schreib mehr. Denk nicht nach, schreib. Zeig es anderen Leuten. Schluck runter, wenn es ihnen nicht gefällt, und freu dich, wenn es ihnen gefällt. Sei verletzlich. Sei du persönlich. Berichte die Wahrheit, wie du sie siehst. Schau dich um. Hör zu. Rieche. Spüre. Schmecke. Schreib darüber. Schreib es um. Arbeite daran. Lerne. Hol dir Feedback, und schreib es nochmal um. Wenn du das Schreiben als etwas Mystisches betrachtest, bleibt es Mystik. Wenn du es als Hobby betrachtest, bleibt es unfertig. Wenn du es als Arbeit betrachtest, kannst du vielleicht davon leben, und es gibt wirklich keine Art, von seiner Arbeit zu leben, die besser und auf vollkommenere und herrlichere Weise befriedigend wäre.« – Brian Drader (*1960) wuchs in Manitoba und Winnipeg auf. Er studierte Wirtschaft und später Theaterwissenschaft. Nach einer erfolgreichen Karriere als Schauspieler für Bühne, Funk und Fernsehen wechselte er zum Stückeschreiben, ist aber nach wie vor auch als Schauspieler tätig. Seine Stücke erhielten zahlreiche Preise. Mit dem Stück des Kanadiers Brian Drader fügen wir unserer erfolgreichen kanadischen Erstaufführungsreihe eine weitere Entdeckung hinzu.

Regie Nina Mattenklotz Bühne N. N. Kostüme N. N. Premiere 13. 02. 2009 Spielort schauspielhaus/studio



Tennessee Williams
Die Glasmenagerie

Amanda Wingfield lebt von ihren Erinnerungen: an früheren Glanz, an die zahlreichen Verehrer ihrer Jugend, an bessere Zeiten. Seitdem ihr Mann die Worte »Hallo – Lebt wohl!« auf eine Postkarte gekritzelt und sie verlassen hat, klammert sie sich an ihre Kinder: ihren Sohn Tom und die Tochter Laura. Tom hat auf seinen Traum, Schriftsteller zu werden, verzichtet, um als einfacher Lagerarbeiter den Unterhalt für alle zu verdienen. Nacht für Nacht flieht er die Enge und Trostlosigkeit der kleinen Familie, geht ins Kino, trinkt und streunt herum. Seine sensible Schwester Laura, seit Kindertagen durch eine Behinderung verunsichert, reagiert auf die Zumutungen des alltäglichen Lebens mit tiefer Aversion, ja körperlichem Versagen. Nach gescheiterten Anläufen, draußen Fuß zu fassen, hat sie sich fast vollkommen in ihre eigene Welt zurückgezogen. Nur den Figuren ihrer »Glasmenagerie« widmet sie sich mit inniger Hingabe. Amandas ganzes Hoffen und Sehnen geht da hin, einen Verehrer für ihre Tochter zu finden, einen Retter, der sie alle von Armut und der Eintönigkeit ihres Daseins erlöst.
Eines Tages gibt Tom dem Drängen seiner Mutter nach und bringt einen Kollegen mit nach Hause. Und tatsächlich: in der Gegenwart des vitalen jungen Mannes blüht Laura, blühen alle auf. Doch der Abend nimmt eine unerwartete Wendung …

Tennessee Williams schildert Menschen, die eingeklemmt sind zwischen Einstmalssehnsucht und Zukunftsangst. Er zeichnet eine Gesellschaft, in der die im Rennen um Wohlstand und Anerkennung Abgehängten sich eigene Orte der Schönheit und Poesie schaffen – Träume, Lügen, innere Welten. »Die Glasmenagerie« war für Tennessee Williams der Durchbruch als Dramatiker und der Beginn eines reichen dramatischen Schaffens, das zweimal mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde.

Regie Isabel Osthues Bühne und Kostüme York Landgraf Premiere 3. 04. 2009 Spielort schauspielhaus/studio



John Kander
Cabaret
Buch von Joe Masteroff nach dem Stück »Ich bin eine Kamera« von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood | Gesangstexte von Fred Ebb
Deutsch von Robert Gilbert in der Fassung von Chris Walker

Am Silvestertag 1929 erreicht der junge amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw auf seiner Recherchereise durch Deutschland Berlin. Bereits im Zug macht er die Bekanntschaft des jungen Devisenschmugglers Ernst Ludwig und mietet sich auf dessen Empfehlung in der Pension des Fräulein Schneider ein. Anschließend geht es zur Silvesterparty in den verruchten »Kit-Kat-Club«. Noch in derselben Nacht lernt er den Star der Show kennen – die exzentrische Sängerin Sally Bowles, die kurz darauf mit ihren Koffern bei ihm vor der Tür steht. Die beiden werden ein Paar und stürzen sich gemeinsam in das Berliner Nachtleben. Doch Hitlers Machtergreifung wirft ihre Schatten voraus. Unübersehbar häufen sich die Vorzeichen einer dunklen Zeit. Spätestens, als die Verlobungsfeier von Fräulein Schneider mit dem charmanten Obsthändler Herrn Schultz in einem rassistischen Eklat endet, wird offenbar, dass die menschenverachtenden Ressentiments der Nazibewegung in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen sind. Cliff und Sally müssen entscheiden, ob sie in dieser Zeit und an diesem Ort ein gemeinsames Glück finden können.

»Cabaret« basiert auf den autobiografischen Texten des Schriftstellers Christopher Isherwood. Mit der vom Ragtime und dem frühen Jazz inspirierten Musik von John Kander pulsiert das 1966 uraufgeführte Musical im Rhythmus der Goldenen Zwanziger – Tanz auf dem Vulkan. »Willkommen, Bienvenue, Welcome«, »Money« und »Cabaret« sind nur einige der unvergesslichen Songs, die dem Musical eine beispiellose Erfolgsgeschichte beschert haben. Bob Fosse steuerte 1972 eine kongeniale Kino-Interpretation des »Cabaret«-Stoffes mit Liza Minnelli als Sally Bowles bei.

Musikalische Leitung Oliver Vogt Regie Christian Poewe Choreografie Alexandre Tourinho Bühne Eva-Maria Westerveld Kostüme Alrune Sera Premiere 4. 04. 2009 Spielort schauspielhaus



Liebeslieder

»Dem roten Röslein gleicht mein Lieb, im Junimond erblüht. Mein Lieb ist eine Melodei, vor der die Seele glüht.« – Nie vielleicht waren Liebeslieder so schwelgerisch und schmerzlich, so sinnlich und inniglich wie bei den Dichtern, die ihre Lebens- und Erfüllungssehnsucht in der aufbrechenden Zeit zwischen Barock, Aufklärung und Romantik besangen – bei den Dichtern des 18. Jahrhunderts. Robert Burns war einer von ihnen. Er selber vertonte seine eigenen Lieder, und begeistert schufen nicht nur seine Zeitgenossen Kompositionen zu den Zeilen des schottischen Nationaldichters. Seit Burns Lebenszeit und bis heute entstehen immer neue musikalische Adaptionen seiner Gedichte.
Ulrike Mayer und Lucia Cervoni werden den Gesängen vom Lieben, von der höllischen Pein und dem himmlischen Glück des Liebens und Geliebtwerdens, ihre warmen Mezzosopranstimmen leihen. Textliche Kontrapunkte liefert die Literatur der zeitgenössischen Großstadt, ihrer Nomaden und Elementarteilchen …

Musikalische Leitung Jovan Mitic Regie Tobias Wellemeyer Bühne und Kostüme N. N. Premiere 17. 04. 2009 Spielort schauspielhaus/studio



bis ans ende der welt – Ein Romantik-Projekt

»Bis ans Ende der Welt« – das lässt ein unbedingtes Liebesversprechen anklingen oder kühnen Forscherdrang, es fordert auf, über die Schranken der Realität hinaus zu denken, das Ende in Frage zu stellen, den Horizont zu öffnen, hochfliegende Pläne zu schmieden. Wie schon in der vergangenen Spielzeit werden der Regisseur Lukas Langhoff und sein Team in Magdeburg Orte und Menschen aufsuchen, die über die Unbedingtheit im menschlichen Tun, Lieben, Hoffen, Wollen Auskunft geben, und werden mit ihnen gemeinsam ihre Geschichten zu einem Theaterabend verdichten, den wir an ungewöhnlichen Orten in der Stadt präsentieren. Seien Sie gespannt, lassen Sie sich überraschen: Vielleicht gibt es erstaunliche Welterfahrungen zu entdecken, bemerkenswerte Erfindungen, wunderbare Liebesgeschichten, unbekannte Kulte, Fremdes in der Nachbarschaft oder utopische Entwürfe, wo man sie niemals vermutet hätte …

Regie Lukas Langhoff Bühne Sven Nahrstedt Team Remsi Al Khalisi, Helge Hübner Premiere N. N.



Iwan Wyrypajew
Juli

»Juli« ist die nicht-alltägliche Selbstauskunft eines nicht-alltäglichen Menschen, der mit merkwürdiger Klarheit über monströse Mord- und Kannibalismustaten fabelt, die er begangen hat – vielleicht auch nur begangen haben will? Er erscheint als die ruhende Mitte einer außer Rand und Band geratenen, ins Rasen gekommenen Welt. Diesem Weltrasen begegnet er, indem er gottgleich, in einer Mischung aus Kaltblütigkeit und Gnadentum, ultimativen Stillstand verabreicht – durch Töten, Metzeln, Einverleiben. Er erlöst gleichsam die Guten und die Geschundenen und verhilft ihnen und ihren Seelen auf den Weg in Heil und Erlösung jenseits des irdischen Dramas.
Die Erzählung befremdet, aber sie entfaltet eine berückende Logik. Mit seiner glühenden Begeisterung, seiner inneren Befreitheit von den Fesseln herkömmlicher Logik und gewöhnlicher Moral nimmt dieser Mensch sein Gegenüber gleichsam bei der Hand und führt ihn in eine Welt, in der eigene Gesetze – die ebenso irren wie in sich stimmigen Gesetze eines Erleuchteten –
herrschen.
Alles begann im Juli, als er aus seinem eigenen Heim ins Offene, in diese verrückte Welt geschleudert wurde. »Sei verflucht, verhaßter Feind, verfluchter Juli!«

Der russische Dramatiker, Schauspieler und Regisseur Iwan Wyrypajew (*1974) wurde in Deutschland mit seinen Stücken »Sauerstoff« und »Valentinstag« bekannt. Seit 2001 arbeitet er in Moskau am »Zentrum Neues Drama: teatr.doc«. Seine Inszenierungen, Filme und Theatertexte wurden mehrfach zu internationalen Festivals eingeladen. »Juli« wurde in der Moskauer Uraufführung auf den Wiener Festwochen 2008 gezeigt.

Regie Christoph Sommerfeldt Bühne und Kostüme N. N. Premiere 24. 04. 2009 Spielort schauspielhaus/studio



Fjodor M. Dostojewski
Schuld und Sühne

»Glaubst du nicht, dass ein einziges, allerwinzigstes Verbrechen durch Tausende von guten Taten wettgemacht wird?«

Sankt Petersburg, um 1860: Rodion Raskolnikow, ein brillanter, wenn auch verarmter Jurastudent ist von der Idee besessen, dass es dem »großen« Menschen erlaubt sei, »lebensunwertes« Leben zu vernichten, um »lebenswertem« Leben Raum zu schaffen. Er selbst hält sich für ein Genie, mindestens für einen neuen Napoleon! Mit ihm kommt seines Erachtens etwas Neues in die Welt, das ihn berechtigt, »sich selber sein Gesetz zu geben«, das einen Gott unnötig macht. In der sargähnlichen Enge seiner Kammer wird ihm dieser Wahn zur Maxime, und er setzt sich das Ziel, einen perfekten Mord zu begehen. Er tötet eine alte Pfandleiherin – in seinen Augen Ungeziefer, da sie Geld hat, aber nichts damit anfängt. Doch Raskolnikow ist seiner Tat psychisch nicht gewachsen. Er fällt in ein fiebriges Delirium, und die nervliche Anspannung macht ihn fast wahnsinnig. Er ist nicht der Mensch ohne Gewissen, der er zu sein glaubte. Wenn es keinen Gott gibt, mag zwar alles erlaubt sein, aber kühler Verstand und Nützlichkeitsdenken beantworten nicht alle Fragen – das muss er nun erkennen. Zum Ausweg aus der grenzenlosen Einsamkeit, in die ihn seine Tat geworfen hat, wird schließlich seine Liebe zur jungen Prostituierten Sonja, die sich für ihre Familie selbst aufopfert. Als gläubige Christin rät sie ihm, sich zu stellen, um für seine Sünden zu »bezahlen«. Sie lehrt ihn durch ihre Liebe, das Leiden anzunehmen, die Welt in ihrer Düsternis zu akzeptieren und sich auf die Suche nach Gott zu begeben.

»Schuld und Sühne«, oder »Verbrechen und Strafe«, wie die ganz wortgetreue Übersetzung lautet, erschien 1866 und gilt vielen als der größte Kriminalroman aller Zeiten. Im Spannungsfeld zwischen Gott, Geld und Liebe unterwirft Dostojewski seinen Helden einem einzigartigen Experiment. Wie weit trägt die Instanz des Gewissens, und was macht uns letztlich zu Menschen? Dostojewski zieht uns unaufhaltsam in den Sog seiner Erzählung und macht uns so unmerklich zu Komplizen des Mörders.
Der Regisseur Jan Jochymski zeichnet mit der Geschichte des Täters Raskolnikows das Bild einer Gesellschaft überflüssiger Individualisten auf der Suche nach Orientierung, die immer wieder an ihrem Selbstanspruch scheitern und für die der Ausnahmezustand der Krise zur Normalität wird, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint.

Regie Jan Jochymski Bühne, Kostüme und Video Thilo Reuther Premiere 21. 05. 2009 Spielort schauspielhaus/studio