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König David

Die „Aufführungsdaten“ im Überblick:

Magdeburg. Von der Theaterbühne in die Kirchenapsis – kaum anders lässt sich der Erfolg von Arthur Honeggers „Le Roi David“ auf den Punkt bringen. Was vielleicht annähernd reißerisch klingt, beschreibt eine der sonderbaren Fügungen der Musikgeschichte. Denn gedacht war das Werk des 1892 geborenen, schweizer Komponisten als Bühnenmusik. Nach dem ersten Weltkrieg bemühte man sich in Mézières, 15 Kilometer nordöstlich von Lausanne, das "Théâtre de Jorat", ein Volkstheater für sommerliche Aufführungen, bei denen die Bevölkerung mitwirkte, wiederzubeleben. Kopf der Mühen war der Leiter des Theaters René Morax, der sich die Geschichte König Davids vornahm. Doch es fehlte geeignete Musik für das Bühnendrama. Honegger lebte 1921 in Paris und wurde auf den Rat Strawinskys hin gebeten, die Musik zu schaffen. Das Publikum bedachte diese Schauspielmusik mit übergroßer Anerkennung, so dass Honegger das Werk umarbeitete, ein Symphonischer Psalm entstand, dessen Popularität bis heute ungebrochen ist und der so manch anderes Werk des 20. Jahrhunderts in der Publikumsgunst mühelos auf die Plätze verweist.
„Le Roi David“ wird nun in Magdeburg erklingen, gesungen vom Magdeburger Kantatenchor in der Pauluskirche, als Mischform aus früherer Theater- und späterer Oratorienfassung. Leiter Tobias Börngen erklärt, warum er sich für die Variante entschieden hat: „Die Orchesterbesetzung ist so originell in der Vielfalt der klanglichen Möglichkeiten, dass die symphonische Fassung dagegen nahezu „normal“, sprich unauffällig klingt. Honegger selbst hat es übrigens am Ende seines Lebens bedauert, die Originalfassung verändert zu haben.“
Der Inhalt der Psalmvertonung beruht auf der alttestamentarischen Überlieferung zu König David. Honeggers Stück, Dichter René Morax, sorgte für den Text, beschreibt chronologisch Davids Aufstieg vom Hirten zum Propheten und König von Israel. Von der Salbung durch den Propheten Samuel, dem Kampf mit dem feindlichen Riesen Goliath, dem Tod seines Vorgängers und Neiders Saul, Davids eigenen Verfehlungen, der Umkehr, dem Lob Gottes im Tempel und vor der Bundeslade bis hin zum Tod.
Der Spanne der Szenerie entspricht die musikalische Ausgestaltung. Honeggers Orchesterressourcen waren in Mézières begrenzt. Es gab Bläser – Flöten, Klarinetten, Oboen, Horn, Horn, Trompeten, Posaunen - dazu Schlagzeuger und Pianisten. Anfangs sah sich der Komponist vor einem Problem, befolgte dann aber den Rat des Musikkollegen Igor Strawinsky, aus der Not eine Tugend zu machen, und so zu komponieren, als habe er genau diese spezifische Besetzung. Honeggers Musik ist ob dieser Bedingungen alles andere als eingeschränkt. Es gelingt ihm unglaublich gut, orientalisches Kolorit zu malen, vor allem in der Verwendung der Bläser, bei gleichzeitiger Lösung von tonal-harmonischen Gesetzen. Honegger ist musikalischer Dramatiker: Chor und Orchester malen Schlachtenbilder, den geradezu extatischen Jubel der Israeliten aber auch verhangene Prophezeiungen der Seher, Trauergesänge der Frauen über den gefallenen König Saul und seinen Sohn Jonathan oder zerknirschende Selbstanklagen in Bußpsalmen. Honegger findet zu alldem den richtigen Ton. Die Musik ist kraftvoll strotzend, aber auch lyrisch, innig, sanglich. Der Moderne zugewandt, in der „Group des Six“ neben illustren Tonsetzern wie Darius Milhaud oder Francis Poulenc für Klarheit der Formen und Gleichberechtigung von Harmonien und Dissonanzen entstehend, ist Honeggers Musik vielfältig. Orientalische Skalen durchziehen „Le Roi David“ genauso wie freie Dissonanzen, Polytonalität und -rhythmik. Dazu Anleihen an die Kontrapunktik und „Patenschaften“ Händels in einigen Chorsätzen. Die Musik ist deutlich modern, sehr abwechslungsreich und bietet dem Hörer viele Zugangsmöglichkeiten.
Ein spannendes Stück, das das Ensemble und sein Dirigent den Magdeburgern nicht vorenthalten wollen. Der Magdeburger Kantatenchor führt „Le Roi David“ gemeinsam mit Sprecher Christian Poewe, den Sängern Stefanie Fels, Undine Dreißig und Manfred Wulfert sowie Mitgliedern der magdeburgischen philharmonie am 8. Mai um 17:00 Uhr in der Pauluskirche auf.

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