Glocken und Orgeln
Von den 10 bis 15 mittelalterlichen Glocken des Domes sind heute noch
fünf erhalten, deren drei große eines der schwersten und größten
Barockgeläute Deutschlands bilden. Die "dicke Susanne" (Osanna
Glocke, Schlagton e°, 8800 kg) kam 1541 aus dem Kloster Neuwerk in
Halle nach Magdeburg. Ihr wurden im Mittelalter Wunderkräfte zugeschrieben.
Beim letzten Umguß 1702 durch Johannes Jacobi aus Berlin warf König
Friedrich I. eine Handvoll Dukaten in die glühende Glockenmasse. Die
außerordentlich klangschöne "Apostolica" (Schlagton
b°, 4980 kg) befindet sich seit 1567 im Dom, der letzte Umguß
erfolgte 1690 durch Jacob Wenzel aus Magdeburg. Die "Dominica"
(Schlagton h°, ca. 2600 kg) wurde 1575 von Eckhart Kucher aus Erfurt
gegossen und wurde seitdem nie umgegossen. Die "Schelle" (Schlagton
f', ca. 2000 kg) von 1396 wird im Oktogon des Nordturmes als Uhrglocke
angeschlagen. Als Gebets und Sakramentsglocke erklingt seit 1994 vom Dachreiter
des Domes die älteste Glocke des Stadtkreises (13. Jh.) "Orate"
(Schlagton e2). Ihre genaue Herkunft konnte bisher nicht geklärt werden.
Orgeln besaßen bereits der romanische Kaiserdom Ottos I. und der
gotische Neubau, letzterer sogar zwei, deren große im Westwerk mit
Fäusten geschlagen und mittels 12 Bälgetretern zum Klingen gebracht
wurde. Die kleine Domorgel für den Hohen Chor stand auf dem Lettner.
1604/05 baute Heinrich Compenius aus Halle seine berühmteste Orgel
im Dom (2 Manuale und Pedal, 42 Register), von deren prachtvollen Barockprospekt
mit musizierenden Engeln, Trommeln und Vogelgesang heute noch der hölzerne
Hahn erhalten blieb, der bei der Verlesung der Passionsgeschichte und am
Michaelistag krähte. 1856 61 errichteten Reubke & Sohn, Hausneindorf,
einen romantisch pneumatischen Neubau (5 Manuale und Pedal, 87 Register,
1906 von Ernst Röver auf 100 Register erweitert) im neugotischen Prospekt
mit dem klingenden Gegenstück einer kleinen Chororgel auf dem Bischofsgang,
die beide ein Opfer des Krieges wurden. 1949 errichtete Alexander Schuke
aus Potsdam für den als Winterkirche hergerichteten Remter eine heute
bereits denkmalgeschützte Orgel (3 Manuale und Pedal, 28 Register,
Schleifladen und mechanische Traktur) nach dem Ideal der durch den Krieg
unterbrochenen Orgelbewegung. Der große Plan von LKMD Gerhard Bremsteller
für den Dom mit einer Hauptorgel (5 Manuale und Pedal mit 96 Registern)
und einer Gegenorgel (2 Manuale und Pedal mit 23 Registern) konnte nach
dem Krieg von der Gemeinde nicht mehr finanziert werden. Die heutige erweiterte
Chororgel im Nordquerschiff wurde 1968/69 von Alexander Schuke als Kompromiß
für die fehlende große Orgel im Westwerk errichtet (3 Manuale
und Pedal, 37 Register, Schleifladen und mechanische Traktur).
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