Dr. Lutz Trümper
Zum geleit
DR. LUTZ TRÜMPER Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg
In dem schönen farbigen Jahresheft des »jugendclubs theater magdeburg« beschreiben junge Magdeburger, was ihnen das Theater bedeutet, warum es ihnen wichtig ist. »Weil es mein Lieblingsort, ja sogar mein Zuhause ist«, heißt es dort. Oder: »Was im Leben noch Utopie ist, ist im Theater schon wirklich geworden«.
Das Theater Magdeburg war auch in der letzten Spielzeit ein »Haus mit vielen offenen Türen« und ein Treffpunkt der Generationen. Das Theater verankert sich mit seinen Angeboten in der Stadt und erobert sich zugleich weit darüber hinaus Aufmerksamkeit und Respekt. Überzeugende künstlerische Setzungen im Opernrepertoire, ein sensibler Umgang mit den Erwartungen des Opernhauspublikums, ein ehrgeiziger Schauspielplan mit moderner Ausrichtung und liebevoll ausgestaltete Reihenprogramme in Opernhaus und Schauspielhaus – sie sorgen seit 2004 für ein wachsendes Publikumsinteresse und eine zunehmende Neugierde in der Theaterwelt. Die konstruktive Atmosphäre am Theater Magdeburg, in den Ensembles und den Gewerken, die förderliche Haltung gegenüber den künstlerischen Vorhaben der Gastkünstler, der hohe Stand der künstlerischen Arbeit – diese Qualitäten werden von Gästen und Beobachtern zunehmend herausgestellt. Das Theater Magdeburg hat sich einen sehr guten Ruf erarbeitet und ist zu einem wichtigen Leuchtturm der Landeshauptstadt geworden.
Das breite Angebot des Theaters umfasste 2006/2007 opulente Operetten- und Musical-produktionen ebenso wie überregional Aufsehen erregende große Opernabende, darunter Sebastian Hartmanns bilderreiches Spiel mit der barocken Vorlage »Orlando furioso« von Vivaldi und Vera Nemirovas emotional aufwühlende Interpretation von Verdis »Nabucco«, über die die Mitteldeutsche Zeitung schrieb: »Die Inszenierung wird in die Annalen des Hauses eingehen.«
Generalmusikdirektor Francesco Corti, musikalischer Leiter des »Nabucco«-Abends, setzte in seiner ersten Spielzeit auch mit ausstrahlungsstarken Sinfoniekonzerten und einem vielgelobten »Tannhäuser«-Dirigat Maßstäbe. Im Herbst wird die Magdeburgische Philharmonie mit einem festlichen Sonderkonzert unter Cortis Leitung ihren 110. Geburtstag feiern. Sein Festjahr begeht das Orchester mit einem attraktiven Programm aus Sinfonie-, Kammer-, Wiener-Klassik-, Kinder- und Sonderkonzerten.
Auch Ballettdirektor Gonzalo Galguera ist sehr erfolgreich in der Stadt angekommen. Mit seinen Choreografien hat er das Stammpublikum begeistert und neue Ballettfreunde gewonnen; sie werden sich künftig in einem eigenen Freundeskreis für das Ballett engagieren. Im Tanzfest »Traum vom Tanzen« gelang ein spannender Dialog zwischen Tanzprofis und interessierten Aktiven.
Einen Schwerpunkt im Schauspiel bildete das Projekt »soziale recherche«. Es setzte sich mit brennenden Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung auseinander – mit dem demografischen Wandel, der Alterung der Gesellschaft, den Perspektiven von Familie. Entstanden sind fünf interessante Aufführungen, darunter der Ost-West-Themenabend »Alles auf Anfang« in Kooperation mit dem schauspielhannover, die Stückentwicklung »ich:planet« und die berührende Jugendclubinszenierung »Kinder zur Sonne«.
Mit Ur- und Erstaufführungen wie der überaus erfolgreichen Schauspielinszenierung »Unser halbes Leben« – erneut eine kanadische Entdeckung des Theaters Magdeburg – oder dem neuen Stück »Schwarze Schmetterlinge« des renommierten englischen Dramatikers Philip Ridley untermauerte das Schauspiel seinen zeitgenössischen Ansatz. Die erfolgreichen kanadisch-amerikanischen Aktivitäten des Theaters gelten in Fachkreisen inzwischen als gesetzt und werden als ein besonderes Profilmerkmal und Verdienst des Theaters gewürdigt.
In der neuen Saison können wir uns auf interessante Wiederbegegnungen und vielversprechende neue Bekanntschaften freuen. Generalintendant Tobias Wellemeyer eröffnet die Spielzeit mit Tschechows »Die Möwe«. Andreas Kriegenburg wird nach seinem vielbewunderten Operndebüt mit Glucks »Orpheus und Eurydike« erneut für die Oper und erstmalig auch für das Magdeburger Schauspiel inszenieren: Auf dem Plan stehen Mozarts »Idomeneo« und Lessings »Emilia Galotti«. Ebenfalls in beiden Sparten wird der deutschlandweit erfolgreich inszenierende Markus Dietz tätig sein: Er bringt Schostakowitschs machtvolles Opernwerk »Lady Macbeth von Mzensk« und das Schauspiel »Das Ende der Zivilisation« heraus.
Mit der interessanten Telemann-Wiederentdeckung »Flavius Bertaridus« wird sich das Theater an den 19. Magdeburger Telemann-Festtagen 2008 beteiligen.
Unter dem Motto »mögliche welten« werden sich Künstler des Theaters in diesem Jahr mit Stoffen auseinandersetzen, in denen es um radikale Selbstbestimmungen in radikal zugespitzten Situationen, um Umkehr im persönlichen Handeln, um das Denken der Vielfalt, um Lob und Grenzen der Subjektivität gehen wird. Denn was ist Theater anderes als ein Versuchsort für denkbare, erträumbare oder auch zu fürchtende »mögliche Welten«? Dafür stehen Stoffe wie Shakespeares Gewaltgemälde »Titus Andronicus«, die klarsichtige Zukunftsfiktion »Allwissen« oder Goethes Antikeadaption »Iphigenie auf Tauris«.
Wie schon im letzten Jahr wird das Theater auch 2007/2008 der ästhetischen Jugendbildung sein spezielles Augenmerk schenken – verstärkt im Musiktheater. Wie Musiktheater entsteht und wieviel Schönes und Interessantes es dort zu entdecken gibt – das wird in vielfältigen Angeboten, darunter einer Kinder- und einer Jugendopernproduktion in der »jungen bühne« und einer neuen Werkstattwoche für Schulklassen, im Opernhaus zu erleben sein. Konzerte für junge Zuschauer und Möglichkeiten zum eigenen künstlerischen Sich-Ausprobieren ergänzen das Programm.
Seien Sie gespannt auf über dreißig Premieren, ein farbenreiches philharmonisches Konzertpro-gramm, gesellige Großstadtereignisse in Opernhaus und Schauspielhaus, Gastspiele prominenter Künstler und gemeinsame Veranstaltungen mit städtischen und öffentlichen Partnern des Theaters. Erneut wird es ein Tanzfest, die Kinder- und Jugend-Werkstattwoche »unerhört«, neue Jugendclubproduktionen, vielfältige Reihen und Sonderprogramme geben. Und wie immer können sich Open-Air-Theaterfreunde auf mitreißende Aufführungen im SommerKlassikFestival 2008 freuen.
Wie die Mitstreiter des Theaterjugendclubs es formulieren: »Sieh es dir einfach mal an. Es geht um dich.«
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele an- und aufregende Theaterabende in Ihrem Theater Magdeburg!
Ihr
Dr. Lutz Trümper