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2005/2006


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Tobias Wellemeyer

zum geleit
TOBIAS WELLEMEYER Generalintendant


Verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Theaterfreunde,
unsere erste Spielzeit als neues theater magdeburg liegt hinter uns. Viele neue Programm- und Serviceangebote, viele neue künstlerische Bekanntschaften, viele Veränderungen in unseren öffentliche Darstellungsformen haben wir ausprobiert. Sie, unsere lieben Gäste und Theaterfreunde, haben sie mit Interesse und Offenheit aufgenommen und zu den Ihren gemacht. Ich danke Ihnen für Ihre Neugier, Ihre Freundlichkeit und Ihr Vertrauen in unsere Arbeit! Mit Ihrer liebevollen Begleitung ist unser Neubeginn gelungen, und wir können auf eine erfolgreiche erste Saison mit starken Aufführungen, beeindruckenden künstlerischen Leistungen, niveauvollen Programmreihen und, selbstverständlich, mit interessanten, immer beiderseits respektvollen Gesprächen mit unserem Publikum zurückblicken. Ein herzlicher Dank geht auch an unsere Freunde, Förderer und Partner in Stadt und Wirtschaft, ohne deren Aufmerksamkeit und Unterstützung unsere Arbeit gar nicht möglich wäre.

Sehr herzlich lade ich Sie nun ein zur neuen Spielzeit 2005/2006! Unter dem assoziationsreichen Motto »360°« stellen wir Ihnen in diesem Vorschauheft das breite Spektrum unserer diesjährigen Aufführungen und Konzerte vor.

Erinnern auch Sie sich an Geschichten vom Horizont? In den großen Ostseeferien meiner Kindheit fuhren wir regelmäßig mit den Rädern zum Leuchtturm, um von dort aufs Meer hinauszuschauen, bei guter Sicht sogar bis nach Schweden, jedoch auch dorthin zurück, woher wir gekommen waren. Irgendwo hinter dem Ende der sichtbaren Landschaft lag, versunken in ihrem »Tal der Ahnungslosen«, die Heimatstadt Dresden. Abends im Zelt, wenn wir einschliefen, war dann der ganze Horizont im Kopf und etwas auch, das wir selbst dazuerfunden hatten. Für mich waren es in besonderem Maße Kunst und Literatur, Theater und Musik, die mir halfen, meinen Blick auf gesellschaftliche Realitäten und die Möglichkeiten eines eigenen Engagements zu schärfen.
Für unsere Horizonte sind wir mitverantwortlich. Sie sind das Panorama unserer Optionen, und wir stehen in enger innerer Verbindung mit ihnen: wie oft sind sie ganz aus Verheißung gemacht, manchmal jedoch auch voller Befürchtungen.
Schnell wechselt unser Himmel die Farbe. Als Laboratorium sozialer Phantasie kann Theater sehr Widersprüchliches initiieren: heitere Gelassenheit und glühendes Engagement, mehr Träumerei, mehr Realitätssinn, ästhetische Maßstäbe, Grenzüberschreitungen, und wenn es in Laune ist, dekonstruiert es einfach alles, was sich ihm in den Weg stellt. Kein anderes Medium, keine andere Kunstform kann dem Theater seine Authentizität und Direktheit nehmen. Einer tritt in den Kreis der Vielen und macht etwas vor, das wir kennen.
Er ist jemand, der etwas sah, wie wir es sahen. Doch versieht er es vielleicht mit einer kleinen Zusatzerfindung. Dass es dann plötzlich aber anders ist als gewohnt und anders auch als erwartet, können wir quasi anschauen wie eine eigene Reisevorbereitung: als Stimulus für neue Eroberungen vielleicht, als Wegzehrung womöglich, gelegentlich auch als eine Art Vorwarnung.
So sehr sie verzaubert, experimentiert und hoch hinaus will, die Schönheit der Theaterkunst ist ihre unmittelbare und durchschaubare Menschengemachtheit. Der Horizont, sagt sie, ist nicht objektiv, seine 360° sind immer mit den eigenen Augen gesehen. Und lassen wir uns von den virtuellen Luftschlössern der Medientechnik nicht irritieren: schon immer sind es Menschen gewesen, die Menschen erzählten, was sie sahen. Mit Worten, mit Gesten und Melodien.
Sie, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, haben sich für diese Unmittelbarkeit entschieden. Egal, ob sie in Ihrem Kopf etwas durcheinanderbringt oder aber Sie mit Ihrem inneren Selbst neu versöhnt, viel umfassender als jede Vernetzung in der globalen Medienrealität wird diese Unmittelbarkeit Ihr Herz und Ihre Augen informieren über die wirkliche Weite Ihres eigenen Horizontes.

Das Spektrum der Werkformen, Konzerte, der Ur- und Erstaufführungen und der Regiehandschriften ist in der kommenden Spielzeit besonders breit und vielfarbig.
Für Tschaikowskys Oper »Eugen Onegin« und Glucks »Orpheus und Eurydike« sind mit Vera Nemirova und Andreas Kriegenburg zwei Regisseure zu Gast, die dem gegenwärtigen deutschen Theaterleben entscheidende Impulse verleihen. Neben vielfältigen, experimentellen Arbeiten unseres Oberspielleiters Musiktheater Holger Pototzki, der unter anderem auch Goldmarks wunderbare und brisante Oper »Die Königin von Saba« wiederentdeckt, freuen wir uns auf die Strauß-Operette »Wiener Blut« und eine große Sommerinszenierung der »Perlenfischer« von Georges Bizet, beides in der Regie von Nico Rabenald. Wiederum begegnen wir der ungeheuren Emotionalität Giacomo Puccinis in Klaus Dieter Kirsts Interpretation der Oper »Tosca«. Der Theaterzauberer Wolfgang Krause Zwieback erarbeitet auf der boulevardbühne »Don Quichotte auf der Hochzeit des Comacho«, eine helle, leichte Oper von Magdeburgs großem Sohn Georg Philipp Telemann, und »Ladies-Night«-Regisseur Matthias Brenner inszeniert das lebenspralle Musical »Fame« für die große Bühne des opernhauses.
In der Abschiedsspielzeit unserer Ballettdirektorin Irene Schneider – sie leitet seit fünfzehn erfolgreichen Jahren das magdeburg ballett und wird ab 2006/2007 Arbeitseinladungen im In- und Ausland folgen – stehen neben einer tänzerischen Interpretation der »Kameliendame« »Love Stories« für junge Leute sowie eine große Werkschau ihrer Magdeburger Choreografien auf dem Programm. Der zukünftige Chefchoreograf und Ballettdirektor Gonzalo Galguera erarbeitet mit Astor Piazzollas »Maria de Buenos Aires« eine Tangonacht mit mitreißenden Rhythmen und einer Geschichte von nahezu mythischer Dimension. Im Herbst möchten wir im »tanzfest #3« wieder drei Tage lang zu zeitgenössischem Tanz und modernem Tanztheater einladen.

Generalmusikdirektor Gerd Schaller hat für Sie wiederum ein umfangreiches Konzertprogramm mit vielen Überraschungen und hochkarätigen Gästen vorbereitet. Gastspiele werden die magdeburgische philharmonie u. a. nach Bamberg und Braunschweig führen. Schon zum zweiten Mal heißt es im April drei Tage lang »unerhört. neue musik magdeburg«.
Nach der Erkundung »neue musik. erfinden – erlernen – erfahren« steht diesmal die Erforschung des Zusammenhangs von »neuer musik und neuen technologien« auf dem Programm. Wieder werden Macher und Experten, junge und erfahrene Musiker, Schüler und Profikünstler zu Gast sein und mit Ihnen gemeinsam drei Tage lang in vielfältigen Veranstaltungen das Thema mit Spaß und viel Musik umkreisen.
Musik wird jetzt auch in die frühere Podiumbühne einziehen: ab dieser Spielzeit heißt es dort »panorama. musik und mehr im podium«. Die Bühne wird ein Aufführungsort für die kleine Opernform. Wir möchten dort gern mit jungen Opernregiestudenten deutscher Musikhochschulen zusammenarbeiten. Im podium werden sich Kunst und Unterhaltung zwanglos begegnen. Das »panorama« wird mit seinen Programmreihen »plattenteller«, »flimmerkiste«, »freistil« und »lauschangriff« Hörgenüsse sowie Klang- und Kunsterlebnisse aller Art für Sie bereithalten.
Unsere beliebte Reihe »wiener klassik« führen wir aus Anlaß des Mozartjahres 2006 als »Mozart 250« fort – und das in neuer Form: Erstmalig wird die magdeburgische philharmonie in Zusammenarbeit mit der Otto-von-Guericke-Universität junge Nachwuchsmusiker zum gemeinsamen Musizieren einladen. Die traditionelle Kammerkonzertreihe zieht in den wunderschön restaurierten großen Saal des schauspielhauses um.
Das opernhaus wird auch in diesem Jahr prominente Künstler und Ensembles von außerhalb zu großen Gastspielen einladen. Lassen Sie sich überraschen! Und wir werden das opernhaus auch 2005/2006 wieder in den schönsten Ballsaal der Stadt verwandeln – zum Opernball im März 2006. Zum Jahreswechsel laden wir zum Silvesterball ein, und im Juni zur Operettengala. Eine Ballettgala und die traditionelle Operngala des Wagnerverbandes Magdeburg komplettieren die Galasaison 2005/2006 im opernhaus.

Nach zwei Jahren erfolgreicher Arbeit in der alten staatsbank am dom nimmt das schauspiel wieder sein frisch modernisiertes Theater am Friedensplatz in Besitz. Die Architekten und Bauleute haben Großartiges geleistet. Die historischen und modernen Teile unseres schauspielhauses ergänzen einander in spannungsvoller Einheit. Über dem Eingang steht das Sehnsuchtswort »Harmonie«. Für die große Bühne und unser kleines Studiotheater bereiten wir Aufführungen klassischer und zeitgenössischer Stücke für alle Generationen vor.
Gleich eine ganze Woche lang feiern wir mit Neuinszenierungen die Wiedereröffnung des neuen Hauses: Unter dem Titel »das treffen – the other side« realisieren die Autoren Thomas Oberender und Sebastian Orlac sowie der Regisseur Markus Dietz und der Videokünstler Oliver Iserloh eine spektakuläre Simultanaufführung mit Liveschaltung zu Magdeburgs amerikanischer Partnerstadt Nashville. Das Tennessee Repertory Theatre Nashville wird unser Partner und zweiter Spielort sein. Starten werden wir die Eröffnungswoche mit Tennessee Williams‘ assoziationsreichem Melodram »Süßer Vogel Jugend« und der radikalen und gleichermaßen fragilen Seelenenzyklopädie »4.48 Psychose« der früh verstorbenen Sarah Kane. Regie führt Lukas Langhoff. Mit Sebastian Hartmann und seiner Interpretation von Shakespeares »Macbeth« erwarten wir einen der renommiertesten und meistdiskutierten Regisseure der gegenwärtigen Theaterszene. Wir freuen uns auf eine Wiederbegegnung mit der begabten, jungen Regisseurin Annette Pullen und auf eine spannende Konzeption von Gerhart Hauptmanns »Vor Sonnenaufgang« in der Regie von Jan Jochymski. Eine Konstante unserer Arbeit sind die lustvollen und intelligenten Theaterprovokationen von Lukas Langhoff. Wir freuen uns, in seiner Regie erstmals ein Stück der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek im Programm zu haben, »Raststätte oder Sie machens alle«, und sind gespannt auf die neue Theater-Soap, die Lukas Langhoff gemeinsam mit dem Autor Felix Benesch unter dem Titel »Voll auf Quote!« herausbringen wird. Im Mai 2006 werden wir David Gieselmanns melancholische Komödie »Die Plantage« uraufführen. Karl Georg Kayser inszeniert Edward Albees neues Erfolgsstück »Die Ziege oder Wer ist Sylvia?« auf der boulevardbühne im opernhaus sowie Goethes leichtherzige »Wahlverwandtschaften« im studio des neuen schauspielhauses. In den SommerNächten 2006 zeigt das Schauspiel Marivaux‘ bittersüßes Menschenexperiment »Der Streit«.

Mit der berührenden Kinderoper »Amahl und die nächtlichen Besucher« von Gian Carlo Menotti in der Regie von Tillma Meyer und dem humorvollen »Märchen vom Kalif Storch« zeigen wir im schauspiel- und im opernhaus Weihnachtsmärchen in unseren beiden großen Hauptsparten.
Theater- und Konzertangebote für junge Zuschauer spielen auch in der kommenden Saison eine herausragende Rolle. Erstmals inszeniert unser Regieassistent Stephan Beer: Er erarbeitet das Kinderstück »Agent im Spiel«. Christoph Roos bringt für Jugendliche das Stück »Manni und das Mädchen Charlie« der amerikanischen Autorin Lisa Schlesinger als Deutschsprachige Erstaufführung heraus. Generalmusikdirektor Gerd Schaller bereitet wiederum Konzerte für junge Zuschauer vor. Unsere Theaterpädagogin Katrin Richter betreut gemeinsam mit engagierten Helfern unsere eminent erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit und steht Ihnen gern für weitere Informationen zur Verfügung. Den Kontakt zu Schulen und Pädagogen hält unsere Theaterpädagogin Sabine Kesler – bitte sprechen Sie sie jederzeit gern an!

Das »café rossini« im opernhaus hat mit seinen vier Programmreihen – »memories«, »kochstudio«, »tanznacht« und »tangosalon« – schon im ersten Jahr treue Freunde gewonnen. Natürlich setzen wir die Reihen in diesem Jahr fort und freuen uns auf Ihre Begleitung und Ihr Feedback. Das beliebte »nachtcafé« findet künftig wieder im prächtigen Foyer unseres schauspielhauses statt – vier bis fünf Mal im Monat mit ständig wechselndem Programm für Neugierige und Nachtschwärmer. Unsere neue Reihe »nachtcafé diskursiv«, in der wir 2004/2005 mit prominenten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über unser Spielzeitmotto »unschuld« diskutierten, war so erfolgreich, daß wir sie in diesem Jahr zu unserem aktuellen Thema, »360°«, fortsetzen werden.
Die traditionellen Serien [sonntag 11:00] – unser Matineeformat im schauspielhaus – und »jazz in der kammer« unter Leitung von Warnfried Altmann werden wir auch in der neuen Spielzeit mit Leben füllen – ebenso wie unsere Kinoreihe, jetzt unter dem neuen Titel »schauspiel goes cinemaxx. kinonacht für theaterfreunde und andere«. Weitere Informationen und detailliertere Beschreibungen finden Sie in diesem Heft.

Wie schon im letzten Jahr haben wir auch diesmal am Ende dieses Heftes unsere Abonnement- und Serviceangebote ausführlich für Sie dargestellt. Unser neuer Mittwochsbus-Service ist von Ihnen mit Begeisterung genutzt worden – selbstverständlich wird es ihn auch in diesem Jahr geben, ebenso wie die erfolgreiche Sechserkarte und die anderen Aboformen. Neu erfunden haben wir zwei »Zugvögel«-Abos für Theaterfreunde, die das Schauspiel ebenso sehr lieben wie das Musiktheater – und umgekehrt, und ein Ballett-Abo für die Freunde des magdeburg balletts. Statt zweier Premierenabos gibt es jetzt nur noch eines – aber Sie können zum Preis des früheren B-Premierenabos ab sofort »Die Zweite« für sich buchen.

Nach unserer erfolgreichen »Ankunft« im neuen theater magdeburg wird es von dieser Spielzeit an einen gemeinsamen Monatsspielplan für beide Hauptspielorte – opernhaus und schauspielhaus – geben; so inhaltsreich wie bisher und noch übersichtlicher.

Schauen Sie sich um bei uns. Das Spektrum der Geschichten, Bilder, Choreografien und Klänge, mit denen wir Sie in der kommenden Saison überraschen und verzaubern wollen, umspannt 360°. – Ich freue mich auf ein anregendes, schönes neues Theaterjahr gemeinsam mit Ihnen und Ihren Freunden und Gästen!
Ihr Tobias Wellemeyer

Dr. Rüdiger Koch GMD Gerd schaller