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Bierer Berg

13. Schönebecker Operettensommer

vom 27. Juni bis 26. Juli 2009,
Mittwoch bis Sonntag jeweils 16.00 Uhr
Freilichtbühne „Bierer Berg
„GRÄFIN MARIZA“
Operette von Emmerich Kálmán

Inszenierung: Thomas Enzinger
Bühnenbild und Ausstattung: TOTO
Dirigenten: Christian Simonis, Rustam Samedow

http://www.mitteldeutsche-kammerphilharmonie.de/

„Großartig! Sehr modern nur etwas zu lustig", soll Emmerich Kálmán das MARIZA-Sujet seiner künftigen Stammautoren Julius Brammer und Alfred Grünwald der Legende nach gefunden haben. So vergingen vom ersten Entwurf bis zur Urauf-führung am 28.Februar 1924 im Theater an der Wien einige Jahre und Kálmán widmete sich inzwischen seiner BAJADERE (1921). Wie so oft bei Kálmán, die Titel seiner Operetten zeigen es, stehen starke Frauen im Mittelpunkt der Handlung, so auch in GRÄFIN MARIZA, die, von ihrem Grafentitel abgesehen, auch eine moderne Geschäftsfrau anno 2009 sein könnte.

Mag die k.u.k.-Welt mit ihren Grafen und Baronen, in der die Operette spielt, auch etwas nostalgisch anmuten und ist bereits 1924 schon längst Geschichte, so ist der MARIZA-Stoff bis heute von ungebrochener Aktualität.
Um dem Treiben unliebsamer Verehrer vorzubeugen, hat sie Ihre Verlobung mit dem imaginären Koloman Zsupán proklamiert, die sie mit ihren Freunden feiern will. Zsupán, so ist sie überzeugt, gäbe es nur in der Operette und umso größer ist ihr Entsetzen, als dieser plötzlich auftaucht. Er ist Schweinezüchter aus Varazdin mit der „größten Schweinerei" in ganz Österreich-Ungarn und keineswegs nur eine Figur aus Johann Strauß' ZIGEUNERBARON. Der verarmte Graf Tassilo, inkognito Marizas Gutsverwalter und heimlicher Verehrer muss als „Zaungast des Glücks" außen vor bleiben. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich wehmütig der Zeiten zu gedenken, da er selbst noch „ein feiner Csardaskavalier" war. Mit seiner Schwester Lisa, die unter den Gästen ist, und von alledem nichts weiß, erinnert er sich glücklicher Kindertage. Während der verschuldete Tassilo in Marizas Diensten versucht, die Mitgift für Lisa durch Arbeit aufzubringen, glaubt Mariza, er sei nur auf ihr Geld aus und entlässt ihn just in dem Moment, da er ihr eine Liebeserklärung macht.
Zuspán hat längst eingesehen, dass er bei Mariza nicht landen kann und versucht nun seinerseits Lisa zu überzeugen, ihm ins damals noch rot-weiß-grüne Varazdin zu folgen. Ist für die beiden Protagonisten im tragischen Finale des 2.Aktes noch kein Happyend in Sicht, ändert sich das rasch, als schließlich völlig überraschend Tassilos Tante dessen Schulden begleicht. Mariza erfährt dadurch seine wahre Identität und vergibt ihm. Tassilo darf nun endlich seine Mariza mit "starker Hand ins Märchenland" tragen wie es im Duett der beiden heißt.

Der Erfolg der Operette war immens und stellte selbst den der CSARDASFÜRSTIN in den Schatten. Das lag an Kálmáns farbenreicher, mal melancholisch-schwermütiger und im nächsten Moment in mitreißende Heiterkeit umschlagende Musik. Einer der Hauptschlager, Tassilos Lied „Grüß mir die süßen, die reizenden Frauen im schönen Wien" wäre kurz vor der Premiere beinahe gestrichen worden. Dem Uraufführungsdarsteller des Tassilo, Hubert Marischka, sei dank, dass es überlebt hat. Mit großem psychologischen Gespür und ironischem Witz entwerfen die Textautoren ein berührendes Psychogramm einer - ob ihres Reichtums - einsam gewordenen, von falschem Stolz erfüllten Frau, die erst durch Tassilo wieder an die wahre Liebe zu glauben lernt - in einer von Materialismus geprägten Zeit durchaus aktuelles Thema. So war Kálmáns GRÄFIN MARIZA nicht nur damals die „schönste Fee, von Budapest bis Plattensee", sondern hat sich bis heute international behaupten können.