Geschichtsverein

 

Museen 2011

 




Montag, 4. Juli 2011
Raffael Rheinsberg. Alles hat seine Zeit. 12. Juli – 18. September 2011

Raffael Rheinsberg gehört seit den siebziger Jahren zu den Wegbereitern der zeitgenössischen Kunst. Seine Ausstellungen und künstlerischen Feldforschungen führten ihn nach Tokio, New York, Den Haag, Oslo, Yokohama, Washington, Sao Paulo und immer wieder Berlin. Wichtige Museen verfügen über Werke des 1943 in Kiel geborenen Künstlers, so die Neue Nationalgalerie in Berlin, die Berlinische Galerie, die Staatsgalerie München, die Nürnberger Kunsthalle und natürlich auch die Kunsthalle seiner (einst wenig geliebten) Heimatstadt Kiel.

Raffael Rheinsberg lenkt in seinen künstlerischen Arbeiten das Interesse einer oft sehr breiten Öffentlichkeit auf die vermeintlich unscheinbaren Objekte des Alltags und ihre Geschichte. Das wurde bereits bei der 1979 im Stadtzentrum von Kiel aus 800 Koffern realisierten „Koffermauer - Klagemauer" deutlich, Objekte, die plötzlich den Holocaust, Auswanderung und Vertreibung wieder lebendig werden ließen, aber ebenso Urlaub und Freizeit assoziierten.

Raffael Rheinsberg erfindet nichts, er findet. Der Realisierung jedes seiner Werke geht ein Prozess des Sammelns voraus: Gedanklich vagabundierend um thematische Möglichkeiten streift er umher zwischen Orten und Un-Orten. Bevorzugt in vermeintlich kunstlosen Gefilden – auf Industriegeländen, Schrottplätzen und in Fabrikhallen – stöbert er nach seinem Material und stößt dabei auf Gegenstände, die niemals schön gedacht waren, aber plötzlich Schönheit und Geschichte offenbaren. Raffael Rheinsberg unterbricht auf diese Weise den Kreislauf der Dinge. In seinen großflächigen Installationen gibt er ihnen eine neue Existenz.

In Magdeburg zeigt Raffael Rheinsberg nicht nur eine seiner Installationen, sondern drei. Dazu gehören die „Bohrköpfe der Goldgräber vom Rio Madeira“ (Porto Velho, 1992). „Diese Bohrköpfe, die an Ananas erinnern [und brasilianisch ‚abacaxis’ – Ananas genannt werden] stammen von ‚dragas’, den schwimmenden Plattformen, wo mit einem Rohr, an dessen Ende sich der Bohrkopf befindet, tief in die Ufer des Flusses eingedrungen wird, der Sand hochgesaugt und über einen Teppichboden geleitet wird. Dort bleibt das Gold hängen. Die von den Goldsuchern kunstvoll aus Schrotteilen zusammengeschweißten Gebilde sind alles Unikate, denn jeder Garim-peiro hat seine eigene Methode entwickelt, besonders viel mit Goldstaub angereicherten Sand zu bergen.“ (R. Rheinsberg)

Die Ausstellung wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt und die Kloster Bergesche Stiftung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Vernissage am 10. Juli, 15.00 Uhr.
Raffael Rheinsberg, geb. 1943 in Kiel, lebt im Hunsrück; 1958 bis 1961 Lehre als Former und Gießer, 1973 bis 1979 Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Kiel; Stipendium des Landes Schleswig-Holstein für Berlin, Künstlerhaus Bethanien; Arbeitsstipendium des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin; Stipendium des Landes Berlin für PS1, New York; Deutscher Kritikerpreis; Förderpreis der Akademie der Künste, Berlin; Stipendium des Nordischen Kunstzentrums, Suomentlinna, Finnland
Ausstellungen (Auswahl): Kunsthalle Kiel (1977), Neuer Berliner Kunstverein (1981), Berlin Museum (1982), Groningen-Museum, Niederlande (1988), Museum moderner Kunst, Wien (1992), Kunsthalle Tallin (1995) sowie Centre Culturel du Marais, Paris; Ferry Station, New York; Museum Weserburg, Bremen; Maison de la Culture, Reims; Galerie Erichson, Stockholm; Museum of Art, Hong Kong; National-museum Singapur; Kunstmuseum Den Haag; Galleria Sala 1, Rom; Centre de Arte Moderna, Lissabon; La Biennale di Venezia, Venedig; Panorama Museum, Wolgograd; Arte Amazonas, Rio de Janairo; Museo Jacobo Borges, Caracas



Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen • Öffentlichkeitsarbeit/Museumspädagogik • Dr. Uwe Förster • Tel.: 0391/5650217 • presse@kunstmuseum-magdeburg.de • www.kunstmuseum-magdeburg.de
27.6.2011

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