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Ganzalo Galguera

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GONZALO GALGUERA Ballettdirektor und Chefchoreograf

Sehr geehrte Freunde des Tanzes, liebe Gäste,

hier am Theater stehen uns alle Möglichkeiten offen. Wir als Kunstschaffende haben das große Privileg und die Verpflichtung, uns täglich kreativ mit unserem Umfeld auseinander zu setzen, die Welt, in der wir leben, zu beobachten und zu hinterfragen. Wir dürfen Szenarien erproben, Möglichkeiten durchspielen, für die Dauer eines Abends in einer anderen Welt leben und Sie als Zuschauer daran teilhaben lassen. Dies ist der fruchtbare Boden, auf dem soziale Utopien und globale Zukunftsvisionen entstehen – und es ist der Glaube an dieses positive, kritische und erneuernde Potential der Kunst, der uns tagtäglich für unsere Arbeit motiviert. Dies und die positive Resonanz vonseiten des Publikums wiegen die insbesondere für Tänzer unverzichtbare Demut gegenüber dem Beruf auf: Für die Disziplin, Besessenheit, den Verzicht und die harte Selbstkritik, die uns nicht ohne Grund zugeschrieben werden, belohnen uns schon ein paar Minuten ehrlicher Applaus von Ihnen.

Meine Arbeit als Ballettdirektor, der Aufbau unserer Company, wird außerdem beflügelt durch die enorme Sympathie, die dem neu formierten ballett magdeburg in seiner ersten Spielzeit zuteil wurde. Künstlerinnen und Künstler aus zehn Nationen und von vier verschiedenen Kontinenten haben Magdeburg zu ihrer Heimat gemacht und liefern jeden Tag – inmitten eines geradezu babylonischen Sprachgewirrs – den Beweis für die universelle, verbindende Botschaft des Tanzes. Diese Kraft konnten wir in unserer ersten Saison auch auf der Bühne präsentieren: im Zusammenführen von Chor, Orchester, Gesangssolisten und Ballett in »Requiem« und in der Begegnung der Sphären Gothic-Pop und Bühnentanz im Abend »Keine Schmerzen!«.

Unterscheidungen wie zwischen »klassisch« und »modern« sind dabei ohne Bedeutung. Diese Schubladen bedienen zu wollen, hieße, Tanz nur um des Tanzes Willen zu praktizieren, ohne Sinn und Inhalt. Entscheidend für den Stil des balletts mageburg sind daher vielmehr Qualität und Wahrhaftigkeit des künstlerischen Ausdrucks. Es ist mir eine große Freude, mit einer Ballettcompany zu arbeiten, die an mich als Direktor und Choreografen so hohe Ansprüche
stellt – und die mich dafür mit Vertrauen und Einsatz belohnt. Auch in den Reihen der Zuschauer ist die Bereitschaft groß, mit dieser vielseitigen Company zu wachsen. Dafür spricht nicht zuletzt, dass sich erstmals ein eigener »freundeskreis ballett magdeburg« formiert hat. Dieses Engagement ehrt uns, und wir freuen uns auf viele gemeinsame, schöne Momente und den produktiven Diskurs mit unseren ballettbegeisterten Freunden. Auch die Resonanz auf das tanzfest »Traum vom Tanzen« hat unsere Erwartungen übertroffen und Lust auf das nächste Jahr gemacht. Die Offenheit und Neugier der Zuschauer inspiriert uns und fordert uns zugleich, dieses Interesse mit immer neuen Ideen und Projekten zu würdigen.

So vereint auch das Ballettprogramm der kommenden Spielzeit Gegensätze und Widersprüche in sich – die ich, zugegeben, sehr liebe, als Choreograf wie auch als Mensch. Handlungsballette gehören meines Erachtens in das Repertoire jeder professionellen Company. Sie verlangen von den Tänzern nicht nur ein sicheres Handwerk, sondern auch Spielfreude und ehrlichen Gestaltungswillen. »Giselle« ist der Inbegriff des romantischen Balletts und darüber hinaus ein Werk, das den Tanz als zentrales Motiv behandelt – als Ausdruck von Liebe, als Zeichen der Lebensfreude und auch als Moment der Gefahr. Diesen großen, beliebten Stoff auf die Bühne zu bringen, stellt die Company vor eine spannende Aufgabe. Ich bin glücklich, dass Olga Ilieva, die den Tänzerinnen und Tänzern bestens vertraut ist, die erste Choreografin sein wird, die ihre eigene Handschrift in unser Repertoire einbringt. Die Auseinandersetzung mit Zivilisation und dem Wunsch, eine Utopie zu leben, ist ein zentraler Aspekt der Uraufführung »Die verlorenen Schritte« [AT]. Die Musik des großartigen Georg Philipp Telemann wird in diesem außergewöhnlichen Projekt mit ethnischer Live-Musik zu einem gleichermaßen sinnlichen wie intellektuellen Erlebnis verschmelzen. Sinfonische Musik ist schon immer meine Leidenschaft und ein wichtiger Bezugspunkt meiner kreativen Suche gewesen. Als Choreograf schenkt sie mir die Gelegenheit zu größter schöpferischer Entfaltung – zur Komposition von Bewegung als sichtbar gemachten Klang. In einem sinfonischen Ballettabend wie »Russische Rhapsodie« [AT] kann ich in höchster Konzentration die Wirkung der Musik auf den Körper in ihrer reinsten und instinktivsten Art und Weise erlebbar machen. Die neu konzipierte Reihe »ballett magdeburg spezial« versteht sich als Podium für Beiträge verschiedenster Couleur aus den Reihen des Ensembles, als kommunikative Plattform und als Labor für genreüberschreitende Projektideen.

In der ersten Saison für und in Magdeburg hat das ballett magdeburg Einiges bewegt. Und wir wollen weiterhin in Bewegung bleiben – denn Tanz ist der Inbegriff von Bewegung, und solange wir tanzen, ist Stillstand für uns ein Fremdwort.

Begleiten Sie uns auf dem Weg in mögliche Welten!



Ihr
Gonzalo Galguera

Tobias Wellemeyer Francesco Corti