Erster Pfeifenguss am 6. Januar 2005 in Werder/Havel
in der
Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH
 

06.01.2005, 9.00 Uhr - Abfahrt Magdeburg

06.01.2005, 10.30 Uhr - Ankunft Werder/Havel

Der Vorstand des Vereins "Aktion Neue Domorgeln Magdeburg e.V."
hatte die Stifter der neuen Hauptorgel des Magdeburger Domes
(Orgelweihe wird im September 2008 sein) zum ersten Pfeifenguss
in den Orgelbaubetrieb Schuke eingeladen.

Seit 1996 haben 270 Stifter und 783 Spender ihren Beitrag zur
Finanzierung der neuen Orgel geleistet. Gegenwärtig sind die
Gesamtkosten von 2.050.000 € bis auf 70.000 € erbracht. ...
Es gilt also, am Ball zu bleiben ...

Begrüßung durch den Gussmeister,
Herrn Scheffler ...

und Erklärung des Gießvorganges für Orgelpfeifen ...

06.01.2005, 11.00 bis 11.25 Uhr - erster Guss für eine Orgelpfeife der neuen Magdeburger Domorgel
durch Herrn Böttcher (Gießer im Orgelbaubetrieb Schuke) in Anwesenheit von Medienvertretern ...

06.01.2005, ab 11.00 Uhr - erster Guss und anschließende Besichtigung des Orgelbaubetriebes Schuke ...


Der erste Pfeifenguss für die große Domorgel
Der Bau einer neuen großen Domorgel bei der Orgelbaufirma Schuke in Werder bei Potsdam ging in die zweite Arbeitsphase
Von Liane Bornholdt

Werder. Das Verfahren, nach welchem auch heute noch Orgelpfeifen gegossen werden, sei schon viele hundert Jahre alt, erklärte der Orgelbauer Hans Scheffler in der neuen Werkstatt der Firma Schuke in Werder an der Havel. Bereits die Dachdecker früherer Jahrhunderte gossen so die Bleiplatten, mit denen Paläste und Kirchen gedeckt wurden. Die Orgelbauer übernahmen die Technologie und behielten sie bis zum heutigen Tage. Die Metallpfeifen einer Orgel werden aus einer Legierung aus Zinn und Blei hergestellt. Das Mischungsverhältnis entscheidet über die Klangfarbe der Pfeife, aber auch über ihre Festigkeit. Die Prinzipalpfeifen, das klangliche Gerüst einer jeden Orgel, bestehen zu ca. 95% aus Zinn und 5% aus Blei. Ihr Klang ist kräftig und relativ hart. Das sind, wie der Orgelbauer sagte, die so genannten männlichen Stimmen der Orgel. Die Pfeifen der weiblichen Stimmen haben einen höheren Bleianteil, und sie klingen weicher. Damit sie die nötige Festigkeit haben, wird ihnen „eine Handvoll Gewürze“ beigemischt, Antimon etwa, Mangan, Wolfram. Die Rezepte fußen auf langjährigen Erfahrungen, aber auch auf Hightech-Analysen.

Die Bleche, aus denen die Pfeifen gebogen werden, entstehen nach der alten Technologie auf einem Sandsteintisch, der mit einem Wolle-Baumwolltuch bespannt ist. Über diesen Tisch zieht der Gießer einen Kasten, aus dem das flüssige Metall durch einen regulierbaren Schlitz ausläuft. Die Temperatur des Metalls, die Füllstandshöhe, aber auch die Geschwindigkeit, mit welcher der Kasten über den Sandsteintisch gezogen wird entscheiden über die Dicke und Qualität des Pfeifenblechs und damit letztlich auch über die Klangeigenschaften der fertigen Orgelpfeife. Hierbei ist Fingerspitzengefühl und sehr viel Erfahrung nötig. Die erste Pfeife für die neue Magdeburger Domorgel, für die die der Gießer Ralph Böttcher am 6. Januar unter Beisein von Stiftern und Vereinsmitgliedern der „Aktion Neue Domorgeln“ das Blech gegossen hat, wird eine 16’ Prinzipalpfeife sein, und sie wird auch im Orgelprospekt zu sehen sein.

Dass im September 2003 nach einer europaweiten Ausschreibung der Vertrag mit der Firma Schuke geschlossen werden konnte, ist ein großer Erfolg des Vereins. Er hatte mit größtem Engagement Stifter, Sponsoren und Fördermittel eingeworben, so dass die Finanzierung bis auf einen vergleichsweise bescheidenen Rest von 70 000 Euro gesichert ist. Der größte Einzelstifter, darauf wies der Vereinsvorsitzende Helge Scholz hin, ist der Domorganist Barry Jordan. Er hatte allein mit seinem Orgelmarathon, zu dem er im Oktober 2000 sämtliche Orgelwerke Johann Sebastian Bachs spielte, 18 000 DM für die Orgel eingenommen. Barry Jordan, der auch zum ersten Pfeifenguss in Werder war, hatte die Idee und ist der Initiator der gesamten Aktion.

Mit diesem ersten Guss begann in der Orgelbaufirma nach dem Entwurf und der Herstellung der Konstruktionsunterlagen der zweite Arbeitsabschnitt für das große Instrument, die Fertigung der Pfeifen, der anderen Konstruktionen bis hin zum Spieltisch. Jetzt, sagte Orgelbaumeister Matthias Schuke, wird die ganze Werkstatt mit 31 Mitarbeitern am Bau der Orgel beteiligt sein. Der Guss einer Orgelpfeife dauert etwa 20 Minuten, etwa 5000 von ihnen sind nötig. Die neue Domorgel wird 93 Register haben und dürfte damit eines der größten Orgelbauprojekte derzeit in Mitteleuropa sein.

„Das neue Instrument“, beschreibt der Orgelbaumeister, „ ist die Konzeption einer klassischen sinfonischen Orgel mit musikalischer Ausrichtung auf deutsche und französische Orgelmusik. Sie wird ein aus der mitteldeutschen Tradition heraus geprägtes warmes und prächtiges Plenum enthalten, das in eine gewachsene Breite und Fülle übergeht und in allen Werken durch französische Klangfarben bereichert wird. Das neue Instrument wird eine dynamische und wachstumsfähige Klangkraft erhalten, die den hohen musikalischen Ansprüchen des Magdeburger Doms in besonderem Maße Rechnung trägt.“ In die Disposition der Orgel sind auch die Ideen und Wünsche des Domorganisten eingegangen.

Im Jahr 2007 wird die dritte Arbeitsphase beginnen, der Aufbau mit Intonation und Stimmung auf der Westempore im Dom zu Magdeburg. Dann werden die Pfeifen gestimmt und der Raumakustik des mächtigen Kirchenbaus mit 120 m Länge und 38 m Höhe angepasst. Ein Jahr etwa werden Aufbau und Intonation dauern, so dass im Jahr 2008 die Orgel erstmals den Magdeburger Dom mit ihrem Klang füllen wird.




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